Wer zahlt die Zeche? KlassenFragen zwischen Klimakrise und Inflation
Eine Veranstaltungsreihe des Bildungskollektiv KlassenFragen in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt.
8. November ab 18 Uhr / OLi-Kino (Olvenstedter Str. 25A, 39108 Magdeburg) / Eintritt frei
Film und anschließendes Podiumsgespräch: „Der laute Frühling. Gemeinsam aus der Klimakrise„
Seit Beginn der UN-Klimakonferenzen 1992 sind die jährlichen CO2 Emissionen nicht gesunken, sondern um 60 Prozent gestiegen. Warum? Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die in der Lage wäre, den Klimawandel einzudämmen? In der Klimabewegung setzt sich zwar mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Kapitalismus und Klimaschutz unvereinbar sind, es fehlt aber eine Vorstellung davon, wie wir einen Systemwandel herbeiführen können. Der laute Frühling skizziert, wie die tiefgreifende Veränderung, die wir brauchen, aussehen könnte. In einer Situation, in der das öffentliche Bewusstsein für die drastischen Konsequenzen des Klimawandels rapide wächst, lenkt der Film die Aufmerksamkeit auf den Elefanten im Raum: Woher kommt die politische Macht, die Dinge tatsächlich zu ändern?
Anschließendes Podiumsgespräch mit:
- Peter Seifert, stellv. Betriebsratsvorsitzender und ver.di Vertrauensleutesprecher der MVB
- Tilman, aktiv im Netzwerk von Beschäftigten im ÖPNV und lokalen Klimaktivist:innen
- Johanna Schellhagen, Regisseurin und Produzentin von „Der laute Frühling.“
- Moderation: KlassenFragen
Veranstaltung in Kooperation mit Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt.
22. November ab 18 Uhr / Stadtteilladen Mitmischen (Maxim-Gorki-Str. 40, 39108 Magdeburg)
Preissteigerung und Lohnverfall: Ursachen und Gegenmaßnahmen. Der gewerkschaftliche Umgang mit Inflation mit Dr. Patrick Schreiner, Bereich Wirtschaftspolitik bei ver.di
Die steigenden Preise insbesondere für Energie bringen viele Menschen gegenwärtig an oder unter das Existenzminimum. Laut statistischem Bundesamt betrug die Inflationsrate im August trotz einzelner Maßnahmen wie dem 9-Euro-Ticket 7,9 Prozent. Die Preise für Lebensmittel stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 16,6 Prozent, die für Energieträger gar um 35,6 Prozent. Löhne und Gehälter sowie Transfereinkommen wie Renten, Arbeitslosengeld, BAFöG oder Harz IV, blieben teilweise deutlich dahinter zurück. Im September stiegen die Preise laut vorläufigen Berechnungen weiter auf 10 Prozent.
Welche politischen Maßnahmen wurden von Bund und Ländern, aber auch der Europäischen Zentralbank bisher ergriffen, um den Preisauftrieb zu bremsen? Wie lässt sich die Wirksamkeit dieser Maßnahmen (wirtschafts-)wissenschaftlich einordnen? Wer profitiert von den Preissteigerungen, wer sind die Verlierer? Welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen wären möglich und sinnvoll, um den Preisanstieg zu stoppen? Diese Fragen wollen wir mit Patrick Schreiner, Bereich Wirtschaftspolitik bei ver.di, diskutieren.
25. November, 16 Uhr bis 27. November, 14 Uhr im Stadtteilladen Mitmischen (Maxim-Gorki-Str. 40, 39108 Magdeburg), Anmeldung bis 11. November an klassenfragen@riseup.net
Lesewochenende: Lohn, Preis & Profit. Klassenstandpunkte in Zeiten neoliberaler Diskursverschiebung
„Gegenwärtig herrscht auf dem Kontinent eine wahre Epidemie von Streiks, und allgemein wird nach einer Lohnsteigerung gerufen. […] Ihr […] müßt [sic!] einen festen Standpunkt in dieser überragenden Frage haben. Ich für meinen Teil habe es daher für meine Pflicht gehalten, ausführlich auf die Sache einzugehen – selbst auf die Gefahr hin, eure Geduld auf eine harte Probe zu stellen“ (Marx 1865: 103).
Dieses Zitat von Marx aus dem verschriftlichten Vortrag mit dem Titel Lohn, Preis und Profit scheint in der aktuellen gesellschaftlichen Situation in Europa an Aktualität nicht verloren zu haben. Kontinuierlich steigende Preise, damit einhergehende Reallohnverluste und ein halbgares Entlastungspaket nach dem anderen prägen das Tagesgeschehen. Dieser Trias und seine jeweilige Entwicklung wird voraussichtlich auch Auswirkungen auf die angehenden Tarifbewegungen haben. Bisherige Streiks in diesem Jahr lassen eine Kulmination von Forderungen im Kontext dieser Gemengelage vermuten, die mit härteren Bandagen als sonst zwischen Arbeit und Kapital ausgetragen werden.
Schon jetzt kursieren in der Öffentlichkeit als eine Art „Warm-Up“ für diese Auseinandersetzungen die üblichen Argumentationen. Bundesfinanzminister Christian Lindner betonte im Juni die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale und setzte auf Runde Tische und kompromissbereite Unternehmer:innen und Arbeiter:innen in den anstehenden Tarifverhandlungen. Auch wenn noch nichts in Stein gemeißelt ist, so zeichnet sich die Tendenz ab, dass die Gewinne privatisiert und die Kosten der aktuellen Situation sozialisiert werden. Einen festen Standpunkt zu bewahren, wie es einst Marx von linken Gewerkschafter:innen forderte, erscheint auch in der Gegenwart der richtige Appell für all jene zu sein, welche die Entwicklung politischer Entscheidungen nicht passiv hinnehmen möchten. So ein Standpunkt braucht jedoch nicht nur normative Gewissheit, sondern zugleich auch Wissen über gesellschaftliche Zusammenhänge. Letzteres wollen wir uns gemeinsam an einem Lesewochenende in Magdeburg aneignen und uns intensiv mit dem Marxschen Vortrag Lohn – Preis – Profit auseinandersetzen.
Warum dieser Text? Er bietet einerseits eine einführende Grundlage für alle, die sich schon immer mit den Konzepten der Kritik der politischen Ökonomie auseinandersetzen wollen. Andererseits enthält der Text auch daran anknüpfende Argumentationsmuster – zum Beispiel zum liberalen Paradigma der Lohn-Preis-Spirale – die in aktuellen Debatten als unwiderlegbare Wahrheiten postuliert werden. Beiden Aspekten wollen wir gemeinsam nachgehen und damit die Marxsche Analyse auf ihre Aktualität hin prüfen.
Das Lesewochenende wird als Präsenzveranstaltung in Magdeburg stattfinden. Für eine Teilnahme sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Falls ihr Interesse habt und euch verbindlich für das gesamte Wochenende anmelden möchtet, schreibt eine Mail mit folgenden Daten (Name, Wohnort, Motivation) an klassenfragen@riseup.net. Die Teilnehmer:innenanzahl ist auf max. 15 beschränkt.